Cannabinoide –  Wirkstoffe der Cannabispflanze

Über 100 Cannabinoide sind bis heute in der Cannabispflanze entdeckt worden. Sie alle bergen oft unerschlossenes Potential für die Gesundheit. Wir stellen die wichtigsten vor.


Cannabis in der Forschung

Dass Cannabis seit vielen tausend Jahren dem Menschen zur Seite steht, belegen zahllose archäologische Funde, verteilt über den gesamten eurasischen Kontinent. 1963 endlich begann Raphael Mechoulam mit ernsthafter Cannabinoid-Forschung, als er im Labor aus der Pflanze CBD und ein Jahr später auch THC isolierte. In starkem Kontrast zum 1961 von den Vereinten Nationen beschlossenen Verbot von Cannabis als nutzlose Giftpflanze wurde Mechoulam zur grauen Eminenz der Cannabis-Forscher*innen. Seine frühen Leistungen bildeten die Grundlage für die heute allerorts beobachtbare Rückkehr von Cannabis in die Medizin- und Hausmittelschränke.

Die Zahl der derzeit bekannten Cannabinoide beziffert Wikipedia mit 113. Gängige Laboranalyse-Verfahren erfassen derzeit selten mehr als 10 % davon. Auch werden laufend neue Cannabinoide isoliert und bekannt gemacht. Wir wollen uns die wichtigsten ansehen.


Von CBD bis THC:

Die wichtigsten Cannabinoide


CBD = Cannabidiol

CBD ist der erste entdeckte und zweithäufigste biochemische Stoff, den die Cannabispflanze hervorbringt, mit immensem Potential für die menschliche Gesundheit. Wir haben diesem Cannabinoid gemeinsam mit THC einen eigenen Artikel gewidmet.

Häufigste Wirkungen: beruhigend, entzündungshemmend, nervenschützend, muskelentspannend, knochenheilend, antitumoral, antipsychotisch, schmerzdistanzierend, appetithemmend, krampflösend, nicht berauschend


THC = Tetrahydrocannabinol

Das zweite je einzeln herauskristallisierte Cannabinoid ist auch das berühmteste, weil es eine Hauptrolle spielt bei der Auslösung des High-Gefühls. Mehr Details dazu hier.

Häufigste Wirkungen: entzündungshemmend, nervenschützend, muskelentspannend, antitumoral, schlafverbessernd, euphorisierend, beschauschend, krampflösend, schmerzdistanzierend, appetitsteigernd, bei Überdosierung psychotisch


CBG = Cannabigerol

Ein derzeit sehr intensiv beobachtetes und erforschtes Cannabinoid ist CBG – in Wahrheit die Vorgängersubstanz, welche die Pflanze zuerst bildet, bevor sie in fortgeschrittenem Alter daraus CBD und THC erzeugt. CBG macht nicht high, hat aber Heilkräfte. In Laborversuchen zeigte es sich als sehr potentes Antibiotikum, gut wirksam sogar gegen multiresistente Keime. Auch kann CBG den menschlichen Hormonhausalt modulieren und wirkt so stimmungsstabilisierend und nervenberuhigend. Entzündliche Hautkrankheiten sowie des Magen-Darm-Trakts scheinen auch gut auf CBG zu reagieren. Krebs ist ebenfalls ein Gebiet, wo CBG Hoffnungen schürt. Die Forschung sagt dem Wirkstoff eine große Zukunft voraus.

Häufigste Wirkungen: antibiotisch, entzündungshemmend, homöostasefördernd, antitumoral


CBC = Cannabichromen

CBC erzeugt die Cannabispflanze aus CBG. Sein Wirkungsbereich liegt vor allem bei Schmerz und Depression sowie beim Verstärken der Wirkung anderer Cannabinoide (Entourage-Effekt). Letztere ist besonders in der Krebsforschung aufgefallen. Überdies hat CBC sehr gute Wirkung gegen Akne gezeigt, ein überaus schwieriges Therapiefeld. Entzündungshemmende Wirkung und Schutzwirkung für Gehirnzellen wurde ebenfalls beobachtet.

Häufigste Wirkungen: schmerzdistanzierend, krampflösend, entzündungshemmend


CBN = Cannabinol

Im Alter wandelt die Pflanze nach und nach immer mehr ihrer Cannabinoide zu CBN um, darunter vor allem das THC. Die Wirkung von CBN ist immer noch psychoaktiv – beruhigend, schlaffördernd, krampflösend – aber spürbar schwächer. Es ist ein Reifungsprozess – er läuft oft noch für viele Jahre nach der Ernte und kann je nach Lagerung beträchtlich die Qualität erhöhen.

Häufigste Wirkungen: schmerzdistanzierend, krampflösend, antibakteriell, entzündungshemmend, schlafverbessernd, krampflösend, appetitsteigernd


CBL = Cannabicyclol

Dieses wenig bekannte Cannabis-Drüsensekret scheint aus CBC durch Lichteinfluss zu entstehen. Wahrscheinlich ein Abbauprodukt, ähnlich wie CBN. Dorthin weisen auch die Funde von Cannabisrückständen in einem fünftausend Jahre alten chinesischen Opfergrab (https://sensiseeds.com/de/blog/10-meilensteine-aus-der-geschichte-des-cannabis/). Sie enthielten Unmengen CBN und CBL, aber kein nachweisbares THC mehr. Die heilsame Wirkung von CBL gilt es übrigens noch zu entdecken.


CBT = Cannabitriol

Bereits 1966 in Japan isoliert, gleicht dieses Molkekül in seiner Stuktur praktisch jener des THC, ist aber an zwei Stellen um zwei Hyroxygruppen reicher. Was das für seine Wirkung bedeutet, ist weitgehend unerforscht.


CBT-C = Cannabicitran

Diese Substanz, welche die Hanfpflanze wahrscheinlich aus CBDA als Vorgängermolekül erzeugt, scheint Einfluss auf den Augeninnendruck zu haben und dürfte auch antipsychotisch wirken. Mehr Forschung wird dringend benötigt.


Cannabinoid-Gruppen:

Das Cannabicitran, aus der Gruppe der Cannabinoide mit Endung auf -C, zeigt eine allgemeine Charakteristik unter den Cannabinoiden: Es gibt von jedem Typ mehrere Varianten. Acht weitere sind etwa in der CBT-Cannabinoidgruppe gefunden worden. CBD, THC und CBG haben ebenso Varianten, die dann z. B. auf -A, -V, -VA, oder -P enden. Die Varianten einer Gruppe haben oft ähnliche gesundheitliche Wirkungen, aber auch erhebliche Unterschiede gibt es.

Einen sehr schönen Überblick bietet Dr. ElSohly in seinem gratis downloadbaren Nachschlagewerk:
Marijuana and the Cannabinoids


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